Gründung des Vereins Hirschmann
Mit der Gründung von Jagdhundzuchtvereinen in Deutschland wurde auch ein Deutsches Hundestammbuch geführt.
Als 1884 die Rassekennzeichen des Bayrischen Gebirgschweißhundes festgelegt wurden, entschloss sich die Delegiertenversammlung am 31. Januar 1885 zur Abgrenzung des bisher bezeichneten Schweißhund nun offiziell den Namen Hannoverscher Schweisshund einzuführen. Trotz vereinzelter Leistungsprüfungen auch für Schweißhunde, wurde weit mehr Wert auf Ausstellungen gelegt. Diese bevorzugten vor allem die privaten Schweißhundbesitzer.Als auch Leistungsprüfungen nicht das versprachen, was für eine Zuchtauslese nötig war und der Schweißhund in der Überzahl der verschiedenen Jagdhundrassen im Verein zur Veredelung der deutschen Jagdhundrassen nicht genügend Beachtung und Bedeutung fand, drohte eine Gefährdung des Leistungsstandards. Der Gedanke zur Gründung eines Spezialvereins für die
Zucht und Führung des Hannoverschen Schweisshundes
wurde geboren.
Nachdem auf Veranlassung einiger Harzer Forstleute in der Jagdzeitschrift "St. Hubertus" – Cöthen, bei Besprechung der auf den letztjährigen Ausstellungen erschienenen Schweißhunde vielfach die Bildung eines Vereins, welcher die körperliche und jagdliche Veredelung des Schweißhundes anstreben sollte, angeregt war, nahmen besonders der Königliche Oberförster Hans Mueller, Lonau bei Herzberg am Harz, und der als Schweißhundführer bekannte Königliche Förster Kayser, Lonauhammerhütte bei Herzberg am Harz, sich der Ausführung dieses Gedankens warm an, indem sie in ihrem Bekanntenkreise, insbesondere aber den bei den Züchtern von Schweißhunden in ihrer Heimat Interesse für die Sache zu wecken versuchten.
Als sie schließlich eine genügende Anzahl von gleichgesinnten Männern hinter sich zu haben glaubten, hielt der Oberförster Mueller die Zeit zur Ausführung gekommen und setzte sich mit dem Jagdschriftsteller Karl Brandt, Osterode am Harz, in Verbindung, beide beschlossen gelegentlich der Erfurter Hundeausstellung eine Versammlung von Freunden des edlen Schweißhundes zu berufen, und auf dieser die Gründung des Vereins zu besprechen. Die Bekanntmachung erfolgte im "St. Hubertus" und in der "Deutschen Jäger-Zeitung". Auch "Zwinger und Feld" war um die Aufnahme angegangen, lehnte dieselbe jedoch in schroffer Weise ab und stellte sich der Gründung in wenig sympathischer Art gegenüber.
Protokoll
Geschehen zu Erfurt, Silbers Hotel, am 17. Juni 1894, 10.00 Uhr vormittags
Erschienen sind folgende Herren:
- Se. Durchlaucht Egon Prinz von Ratibor und Corvey, Coburg
- Hans Mueller, Königl. Oberförster zu Lonau bei Herzberg
- Karl Brandt, Jagdschriftsteller, Osterode am Harz
- Kayser, Königl. Förster, Lonauhammerhütte bei Herzberg
- Baron von Zedlitz-Neukirch ("Hegewald"), Charlottenburg
- von Borries, Premier Leutnant, Weimar
- Graf A. Reventlow-Criminil, Ketschendorf bei Coburg
- R. Benda, Lieutenant d.R., Biesenthal
- Andrae, Königl. Förster, Sieber im Harz
- Holtzberg, Herzogl. Braunschw. Forstreferendar, Langelsheim
- Stahlecker, Redakteur Cöthen
Nachdem die Versammlung Se. Durchlaucht den Prinzen von Ratibor gebeten hatte, den Vorsitz zu übernehmen und Herr Karl Brandt mit der Führung des Protokolls beauftragt war, setzte der Oberförster Mueller in kurzen wenigen Worten den Zweck der Versammlung auseinander, wies darauf hin, dass in den letzten Jahren die Zucht des Schweißhundes nicht nur nicht vorangegangen, sondern sogar zurückgekommen sei; ja dass man im Harz schon anfing den Schweißhund, der Stolz der hirschgerechten Hannoverschen Jägerei mit dem Gebirgsschweißhund zu kreuzen, und dass es deshalb nötig und wünschenswert wäre, einen Klub zu gründen, der sich der Zucht und Veredelung des unentbehrlichen Gehilfen des gerechten Hochwildjägers annehme. Es sei zwar nur eine Versammlung zwecks Vorbesprechung einberufen, allein er stelle den Antrag, dass der Verein heute sofort gegründet würde, zumal er nicht nur aus der verhältnismäßig großen Beteiligung an der Versammlung, sondern ganz besonders auch noch daraus auf den großen Anklang, den die Gründung fände, schließen könnte, dass viele der Anwesenden zur Betrittserklärung für Nichterschienene ermächtigt wären.
Der Antrag wurde angenommen, der Verein als begründet erklärt und folgender Vorstand gewählt:
Erster Vorsitzender: S. Durchlaucht Egon Prinz von Ratibor undCorvey
Stellvertretender Vorsitzender: Königlicher Oberförster Hans Mueller, Herzberg(Harz)
Erster Schriftführer: Karl Brandt, Osterode (Harz)
Zweiter Schriftführer: Premierlieut. V. Borries, Weimar
Schatzmeister: Königlicher Förster Kayser, Lonauerhammerhütte bei Herzberg
Quelle : Verein Hirschmann 100 Jahre / Chronik 1981 1994